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Wandel

Demut – Transformation – Migration

18. Juli – 6. September 2025

Wir starten nun in das vierte Jahr ihrer «Residenz» bei uns als «Menuhin’s Heritage Artist». Wie fühlt es sich für Sie an, diese Beständigkeit in einem Konzertformat zu erleben und über Jahre regelmässig eingeladen zu sein?

AK: Wir befinden uns inmitten einer Welt, in der wir uns so schnell wieder von Orten wegbewegen. Da ist es besonders wichtig, auch vertraute Umgebungen zu haben. Orte, mit denen wir gemeinsam wachsen, das Publikum einen also auch kennenlernen kann. An den gleichen Ort zurückzukehren bedeutet auch, sich in verschiedenen Konzertformen ausprobieren zu können, mit ganz vielfältigen Partnern und Orchestern aufzutreten. Ich bin überzeugt, dass man so tatsächlich ein tieferes Bündnis zum Publikum aufbauen kann. Für mich ist es ganz besonders, dass den «Menuhin’s Heritage Artists» im Festivalprogramm so viel Raum und Freiheit geschenkt wird.


Sie werden gemeinsam mit dem Budapest Festival Orchestra Liszts Klavierkonzert Nr. 2 spielen. Zeigt dieses Werk nicht auch eine lyrische, fast sensible Seite und widerspricht damit ein Stück weit der verbreiteten Vorstellung von Liszt als «reinen Virtuosen»?

AK: Es ist nicht einmal nur die lyrisch-sensible Facette. In den etwa 20 Minuten, die das Stück dauert, erhalten wir ein dichtes Sammelsurium ganz vieler Ideen und Einflüsse von Liszt. Einerseits sehen wir die Einheit aller Themen, die so zentral in seinem Werk ist. Im Grunde ist das Konzert ein sinfonisches Gedicht, hinter dem die Idee steckt, dass ein und dasselbe Motiv ganz verschiedene Bedeutungen annehmen kann, je nachdem, wohin sich die Emotionen im Verlauf des Stücks bewegen. Das ist der «epische» Liszt. Dann ist da aber auch der von dunklen Ideen getragene Liszt, der im Paradies verweilende Liszt – besessen von externen, übermenschlichen Ideen. Und dann ist da wieder die sensible Seite, die Liebe zur Oper, ganz besonders zur italienischen Oper, aber auch zu Chopin. Auch die grossen kammermusikalischen Qualitäten sind erkennbar. Im lustigen Scherzo mit aller Leichtigkeit und Geschwindigkeit erkennen wir den amüsanten Liszt, der fast wie von einem Dämon besessen scheint. All das steckt in gerade einmal 20 Minuten und macht sofort klar, warum das Stück in unserem Repertoire so wichtig ist.


Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra denken?

AK: Zusammen bilden beide den aus heutiger Sicht ganz seltenen Fall einer fortwährenden Verbindung zwischen einem Dirigenten und einem Orchester seit der Gründung. Diese Beziehung war und ist immer stark geblieben, im Grunde sind beide untrennbar. Als ich in der Vergangenheit mit Fischer und seinem Orchester zusammengearbeitet habe, konnte ich erleben, wie er jedes Orchestermitglied zum Teil seiner Denkprozesse werden lässt – das ist ein ganz spielerisches Element. Ich erinnere mich an Beethovens Klavierkonzert, da hat er die Rhythmus-Gruppen einfach ganz nah an das Klavier herangebracht, um wirklich Zuhören zu lassen. Auch wenn es ein grosses Orchester ist, ist es die Verantwortung jedes Einzelnen, das es so besonders macht. Genau damit hat Fischer einen Weg gefunden, zwar Dirigent zu sein, dabei aber nie zum Tyrannen, Diktator oder zu einer reinen Führungsfigur zu werden. Er kennt den Weg, Mitglied eines Gesamtorchesters zu sein … und das spürt man in jedem Moment auch auf menschlicher Ebene.»

 

Konzert am 24. August 2024 um 19.30 Uhr, Festival-Zelt Gstaad

 

 

Stand Mai 2024